28.02.2013

G€MA GAGA


GEMA reizt die Grenzen der Lebensferne aus

DJs sollen ab 1.4.2013 jedes für ihr Set kopierte Stück einzeln melden und dafür 13 Cent abführen. 
Das berichtet heute heise online.  
Mehr hierzu lesen…



zeit.de - Welche Konsequenzen das mit sich bringt, hat das Magazin De:Bug in seiner Onlineausgabe unter anderem anhand eines Interviews mit der Gema zusammengetragen.

27.02.2013

Die Tyrannei des Sozialen


SPIEGEL ONLINE NETZWELT - Facebook will ein Internet schaffen, in dem Filmesehen, Musikhören, Bücherlesen und sogar das Surfen im Web nicht nur öffentlich, sondern sozial und kollaborativ geschehen. Durch schlaue Partnerschaften mit Unternehmen wie Spotify und Netflix wird Facebook mächtige (aber verborgene) Anreize erzeugen, damit die Nutzer die Tyrannei des "social" begierig umarmen, bis an den Punkt, an dem es unmöglich werden wird, derartigen Aktivitäten allein nachzugehen.

Ist es im Übrigen nicht offenkundig, dass es etwas qualitativ anderes ist, große Kunst allein zu konsumieren als im sozialen Kontext?
Warum überhaupt diese Angst vor der Einsamkeit?


Mehr zum Thema:
TRI, 01.02.2013 Google, Facebook & Co.
TRI, 29.01.2013 Digitaler Maoismus
TRI, 16.01.2013 Verloren im Konsum

25.02.2013

All-Tag nachts im Fernsehen


BR-alpha
Return of "Space Night"
BR-alpha tritt am Montag, 25. Februar, wieder in den Orbit ein und sendet die bekannten Folgen der "Space Night".

Neue Folgen sind dann ab Herbst 2013 zu sehen und hoffentlich auch wirklich, so wie versprochen, zu hören.


"Je mehr gute Ideen wir erhalten, desto besser wird die neue Space Night. Fans können uns zum Beispiel ihre Vorschläge unter space.night@br.de senden", sagt Christian Nitsche, Pressesprecher des BR.


TRI - Space Night Music - released 25 February 2013

24.02.2013

Die Allmacht von Amazon


Unbeirrt krempelt der Versandhändler unser aller Leben um


Frankfurter Allgemeine - Wenige Kunden machen sich klar, wie breit das Angebot von Amazon schon ist. Elektroartikel und anderes Erwerbsgut spülen dem Konzern schon doppelt so viel Geld in die Kasse, wie Bücher und DVDs.  Mehr hierzu lesen…

TRI Info: Musik als Ware

Mutiger, schärfer, radikaler!


Forderungen an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk


Süddeutsche.de - Seit Anfang des Jahres gibt es den neuen Rundfunkbeitrag für alle - und die öffentlich-rechtlichen Sender sind in der Defensive. So heftig war die Empörung über das System und das Programm noch nie. Und jetzt? 14 Thesen für eine dringend notwendige Erneuerung.  Mehr hierzu lesen…

TRI Info: Kritik am Rundfunkbeitrag

23.02.2013

Rückständige Hörkonventionen


Wie rückständig auch heute noch unsere Hörerwartungen sind, mag vielleicht das folgende Beispiel verdeutlichen:
Wer ins Kino geht, um sich einen Film anzuschauen, erwartet nicht, dass dort auch Schauspieler live auftreten. Aber für die allermeisten Konzertbesucher bleiben live agierende Interpreten nach wie vor unverzichtbar.


Verrätselte Hörwelt


Lautsprechermusik


Idee und Ausführung: Matthias Bornemann, Michael Pabst
Ort: Nordrhein-Westfalen, Studio für experimentelle Musik

Genres: Akusmatische Musik, Elektroakustische Musik, Klangkunst




21.02.2013

Return of Space Night


Wie der BR auf seiner website ankündigt, ist die Space Night ab dem 25.02.2013 auf BR-Alpha also wieder im Programm. Allerdings werden zunächst nur ältere Folgen wiederholt. An neuen Folgen und an einem neuen Konzept für die Space Night wird aber gewerkelt. Das und einiges mehr teilte uns der BR auf Anfrage bereits am 22.01.2013 mit.

Dass wir uns aber in allernächster Zukunft vielleicht schon, so wie hier zu sehen, vor den Bildschirmen werden versammeln können, um auch wirklich neuen Klängen zu lauschen, wird wohl weiter sci-fi bleiben.

20.02.2013

Anstiftung zum Hören im Netz


"Die freie Improvisation hat ihr Metier bewältigt, den Aufbruch in unbekannte Gefilde hat sie hinter sich, das Wagnis ist, wenn es auch nicht verschwunden ist, so doch kalkulierbar geworden."
Thomas Meyer - Ist die freie Improvisation am Ende? pdf


Frei improvisierte elektroakustische Musik aus NRW





Titel: Logie (16:44)
Album: Space Night Music

Idee und Ausführung: Michael Pabst, Matthias Bornemann
Ort: Nordrhein-Westfalen, Studio für experimentelle Musik


Genres: Akusmatische Musik, Elektroakustische Musik, Frei improvisierte Musik

17.02.2013

Rückwärtskompatible Musik




Volkmar Klien
Neue Musik und die Verteidigung des Abendlandes

In ihrer Selbststilisierung als einzig berechtigte Erbin der kompositorischen Heroen vergangener Jahrhunderte erhebt die Neue Musik auch Anspruch auf deren symbolisches Kapital. Dieses symbolische Kapital historischer europäischer Kunstmusik mit ihren Institutionen wie Symphonieorchester, Konzertsaal und Musikakademie, kann im System staatlicher Kunstförderung gegen greifbarere Formen von Kapital, nämlich Bargeld, eingetauscht werden. Dies ist für die Neue Musik von existentieller Bedeutung, denn ohne Bezahlung spielt niemand diese Musik. Dass oft gerade Experten und Expertinnen aus dem Bereich der institutionalisierten Neuen Musik die Vergabebeiräte bevölkern, ist den Erfolgsaussichten dieses Manövers nicht grundsätzlich abträglich.
In dieser Anbindung an die historischen Institutionen des musikalischen Abendlandes ist die Neue Musik nicht Trägerin und Ursprung jener Organisationen, in denen sie agiert, sondern deren Profiteurin. Sie agiert dabei zwar nicht als bloße Schmarotzerin, sondern steht zu diesen Institutionen auch in einem symbiotischen Verhältnis, da sie ihnen einen matten Glanz zeitgenössischer Relevanz verleihen kann. Als primäre Nutznießerin hat sie aber kaum Gestaltungsmacht über ihre (Wirts-)Institutionen und muss sich dementsprechend anpassen. So zeichnet sich Neue Musik heute weniger durch besondere strukturelle Eigenschaften ihrer Werke aus, als vielmehr durch die Entschlossenheit, medientechnisch rückwärtskompatible Musik für bestehende Strukturen wie Konzert- und Opernhäuser, Orchester und Notenverlage zu sein.  pdf

15.02.2013

Lüg mir die Antwort


Kleine Anfrage der Fraktion DIE LINKE "Wahrnehmung der staatlichen Aufsicht über die GEMA" vom 17. Dezember 2012 
- Bundestagsdrucksache 17/11937 -

Frage 21: Trifft es zu, dass im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der GEMA, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt werden, die in sozialen Netzwerken und Foren unter Pseudonym GEMA-freundliche Kommentare schreiben, ohne sich als GEMA-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erkennen zu geben?

Antwort: Nach Angaben der GEMA gegenüber dem DPMA (Deutsches Patent- und Markenamt) schreiben deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in sozialen Netzwerken und Foren keine Beiträge unter Pseudonymen, ohne sich als GEMA-Mitarbeiter erkennen zu geben. Dem DPMA liegen keine gegenteiligen Anhaltspunkte vor.

Ingrid Remmers - Die GEMA ist unbeliebt. Die GEMA ist Gegenstand von zahlreichen Beschwerden, Petitionen und Klagen. Auch bei Kulturschaffenden, deren Interessen sie ja eigentlich vertreten soll, hat sie einen schweren Stand. Weil das Thema wiederholt bei uns im Petitionsausschuss des Bundestages landete, habe ich versucht, mit einer „Kleinen Anfrage“ etwas Licht ins Dunkel zu bringen.
Das Ergebnis ist ernüchternd.  Mehr hierzu lesen…

12.02.2013

Synchronisation von Menschen


'Neue Musik', also jene Musik, die sich in der Tradition der europäischen Avantgarde des zwanzigsten Jahrhunderts sieht, findet sich dieser Tage in einer recht eigentümlichen Situation wieder.

Musik ist als Medium zur (Selbst-) Synchronisation von Menschen zum Zwecke von Tanz, Gleich- oder auch Wechselschritt in der Geschichte der Kunstmusik nach 1945 nicht gut angeschrieben. Synchronisation von Menschen zum Zwecke der Produktion nicht -synchronisierender Musik wird aber durchaus akzeptiert und ist eine Bedingung für die Möglichkeit dessen, was Neue Musik dieser Tage ist. Denn mit der Partitur kommt auch der Ton, in dem die meisten Werke Neuer Musik verfasst sind, nämlich der rüde Befehlston. Die Partitur enthält Kommando-Codes, die von bezahlten SpezialistInnen auszuführen sind und die in ihrer Gesamtheit nur dem General, dem Dirigenten zur Verfügung stehen. Alle anderen MusikerInnen werden mehr als Oszillatoren, als Klanggeber denn als KünstlerInnen behandelt. Sie haben sich fraglos einzuordnen und zum vorgeschriebenen Zeitpunkt den vorgeschriebenen Klang zu produzieren. OrchestermusikerInnen haben sich - im Austausch gegen Geld - in diesen Zusammenhängen ausschließlich fremdbestimmen zu lassen. Ihre Noten - gleich einem Fließband - schreiben ihnen Bewegungssequenzen zur Produktion von Klang vor. Dies ist bei klassischer Musik wohl ähnlich. Auch dort haben OrchestermusikerInnen das auszuführen, was in ihren Stimmen steht; exakt und 'textgetreu'. Die MusikerInnen wissen dabei aber stets, wie sich ihre Stimmen in einer etablierten Sprache in das Ganze der Komposition fügen und können so viel eher als Individuen in einer Gruppe musizieren, denn lediglich als Schallquelle zu funktionieren. In gewisser Weise tauscht Partitur-gestützte Neue Musik Fördergeld gegen Macht über MusikerInnen in deren gesellschaftlichem Kontext des Konzerthauses und kann sich bei dieser Gelegenheit auch gleich dessen Abonnentenpublikum ausleihen. Nachdem dies zum größten Teil vom Staat finanziert wird, tritt der Komponist, die Komponistin folglich als untergeordnete Verwaltungseinheit zur Symbolisation von Staatsmacht auf.  www.volkmarklien.com

Musik und Politik


Vortragsreihe: Dr. Michael Schmidt-Salomon, Trier
Die tiefenpolitische Dimension der Musik oder: Warum es sinnvoll ist, über Geschmack zu streiten

Die Geschichte der Musik ist - auch wenn dies lange übersehen wurde - eine politische Geschichte. Herrscher aller Zeiten haben sich der Musik bedient, haben gefällige Komponisten und Musikstile gefördert, ungefällige zensiert. Gebildete Herrscher beriefen sich dabei gerne auf den alten Platon, der in seinem berühmten Werk "res publica", zu deutsch: "der Staat", folgenden Dialog niederschrieb:

"Vor Neuerungen der Musik muss man sich in acht nehmen; denn dadurch kommt alles in Gefahr [...] Nirgends wird an den Gesetzen der Musik gerüttelt, ohne dass auch die höchsten Gesetze des Staates ins Wanken geraten. [...] Dort müssen also die Wächter ihr Wachhaus bauen: in die Nähe der Musik. - Ja, Gesetzlosigkeit dringt leicht in die Musik ein, ohne dass man es gewahr wird. - Freilich, sie scheint dort bloß Spiel zu sein und ohne üble Wirkung zu bleiben. - Sie hat ja auch keine andere Wirkung [...] als dass sie sich allmählich festsetzt und heimlich auf den Charakter und die Fähigkeit überträgt, dann weiter und offener um sich greift und das bürgerliche Leben vergiftet, dann mit großer Frechheit die Gesetze und die Verfassung angreift, bis sie schließlich alles zerstört, das ganze Leben des einzelnen sowohl wie der Gesamtheit."

Für Platon und seine Nachfolger hatte Musik eine wichtige Funktion innerhalb des Gemeinwesens: Sie diente der Etablierung bzw. der Festigung der Sittlichkeit, also erwünschter staatsbürgerlicher Tugenden. Gleichzeitig stellte sie aber auch eine große Gefahr dar, die zu kontrollieren, reglementieren war. Nicht erst die großen Diktaturen des letzten Jahrhunderts betrachteten das musikalische Geschehen daher mit Argusaugen. Die Unterscheidung von artiger und entarteter Kunst erfreute sich bereits einige Jahrhunderte vor dem Nationalsozialismus eifriger Beliebtheit. Man denke nur an die zahlreiche Kirchenkonzile, die festlegten, auf welche Weise man Gott und die Kirche tönend zu preisen habe.  Mehr hierzu lesen…


11.02.2013

Wurzeln der Musikzensur


„Die Riten lenken die Gefühle des Volkes in
richtige Bahnen; die Musik stellt im Lande
Einklang her; die Regierung ordnet das
Verhalten, und die Strafen verhüten das
Verbrechen. Wenn also die Riten, die Musik,
die Strafen und die Regierung alle in
Ordnung sind, sind die Grundsätze der
Gesellschaftsordnung erfüllt.“

Konfuzius (nach Yotschi Liki)

Es ist verblüffend, wie ähnlich die Rolle der Musik schon im Altertum in ganz unterschiedlichen Kulturkreisen gesehen wurde. Damon etwa, einem Freund des Perikles, wird bei Platon die These zugeschrieben: „Man muss die Gesetze der Musik hüten, sonst rüttelt man am Ganzen. Nirgends rüttelt man an den Grenzen der Musik, ohne an die wichtigsten politischen Gesetze zu rühren.“ In seiner Abhandlung Der Staat lässt er Sokrates über ein Gespräch mit Glaukon berichten, in dem es um die Rolle der Musik im neu zu schaffenden Staat geht. Dort heißt es unter anderem: „Niemals werden die Tonarten geändert, ohne dass die wichtigsten staatlichen Gesetze in Mitleidenschaft gezogen werden.“ Ganz im Gleichklang damit meinte Konfuzius: „Wollt Ihr wissen, ob ein Land wohl regiert und gut gesittet sei, so hört seine Musik…Wenn die Welt chaotisch wird, werden das Zeremoniell und die Musik zügellos.“  www.musik-und-politik.de


10.02.2013

Schöne Worte statt Taten


Hannelore Kraft, NRW Ministerpräsidentin:
„Kunst und Kultur sind kein Luxus – und dürfen es gerade in schwierigen Zeiten nicht sein.“


„Wir werden die Kulturförderung durch das Land für alle Sparten auch in Zukunft auf dem erreichten Niveau erhalten und – wo möglich und geboten – ausbauen.“

Das war O-Ton Rot Grün. Jetzt geschieht das Gegenteil: Keine Erhöhung, sondern eine Kürzung. Der Kulturhaushalt soll jetzt von 196 Mill. Euro auf 180 Mill. Euro gekürzt werden. Ein Etat, der nur 0,33% des Landeshaushalts ausmacht, soll damit um 8,3% gekürzt werden und würde auf das Niveau von 2010 zurückfallen.


Keine Kürzungen im Kulturhaushalt des Landes NRW ! ! !

Der Kulturrat NRW hat die Landtagsabgeordneten aufgefordert, den von der Landesregierung vorgeschlagenen Kürzungen im Kulturhaushalt 2013 nicht zuzustimmen. 



09.02.2013

S21


Die Katastrophenmeldungen zu S21 nehmen zu. Das Trommelfeuer der Befürworter auch. Und der Filz blüht.



















Seit die Medien - mit Verspätung, aber immerhin - nun deutschlandweit über die nunmehr offenbar gewordene Finanzkatastrophe 21 berichten, tut sich merkwürdiges.

Der Kunst schaffende Mensch


Musik ist eine Sprache, oder auch nicht, sie vermittelt Botschaften oder diese werden nur von den Hörern in sie hineingedeutet. Manche Künstler handeln nach bestimmten Regeln oder schaffen sogar Regeln, andere verletzen absichtlich Regeln, versuchen, „vogelfrei“ außerhalb jedes Gesetzes zu stehen. Einige Musiker wollen die Hörer zum Lachen oder Weinen bringen, sie unterhalten. Andere wollen nur sich oder eine Idee oder eine Empfindung ausdrücken. Wieder anderen geht es nur um die Musik als Selbstzweck und der Hörer, manchmal vielleicht sogar der Künstler ist eigentlich gar nicht wichtig. Gelegentlich fühlen sich Komponisten sogar von den Hörern missverstanden und wünschen sich, diese würden die Musik doch so hören können, wie sie gedacht war. Allerdings muss ein Künstler auch leben. Auch er befindet sich innerhalb einer Gesellschaft und erfüllt seine Rolle. Doch manchmal muss ein wahrer Künstler seinen Idealen treu bleiben und notfalls verhungern. Oder war er dann nur ein Träumer, der sich nicht vermarkten konnte, ein „Querulant“, der sich einfach nicht anpassen wollte? Oder ist die Musik der Künstler, die sich anpassen, um zu überleben oder gut zu leben eher eine Form von Prostitution als Kunst?



Peter Holtz - Was ist Musik? Subjektive Theorien Musikschaffender Künstler 2005

08.02.2013

Neue Musik war (vor)gestern


Die digitale Revolution der Musik 
Eine Musikphilosophie 
Harry Lehmann

Wer aus der Halbdistanz der Philosophie auf das Genre ‹Neue Musik› schaut, steht vor einem Paradox: Es ist offenkundig, dass sich ihre ursprüngliche Leitidee des Materialfortschritts im Kontext der akustischen Musik erschöpft hat, ohne dass sich hier ein Umdenken oder gar ein Paradigmenwechsel vollzogen hätte. Weder hat sich eine musikalische Postmoderne entfalten können, die eine Brücke zur Populärmusik schlägt, noch hat sich die Neue Musik im Windschatten der Elektronischen Musik als ‹Experimentalism› neu erfunden, um an ihrem alten Fortschrittsideal festhalten zu können. Für den Mainstream der Neuen Musik gilt, dass sie in den letzten Jahrzehnten ihre eigene Tradition, ihre eigenen Stile, Techniken und Vorbilder rekombiniert. Auch wenn die Szene sich inzwischen für hybride Darstellungsformen geöffnet hat, so tendiert sie in ihrem Kern zur Neuen Klassischen Musik, die sich – wie die Contemporary Classical Music in den USA – in das Repertoire der Klassikkonzerte integrieren will.

Es müssen strukturelle Gründe vorliegen, wenn eine Kunstszene, die aus dem Geiste der Avantgarde geboren wurde, sich in dieser Aporie eingerichtet hat. Wie kommt es zu diesem Widerspruchskonglomerat, zu dieser Intransparenz der Motivlage? Die Antwort lautet: man stößt hier auf ein Dispositiv, das die Neue Musik vor Kritik von innen und außen immunisiert. pdf

06.02.2013

Experimentelle Musik


Christian Grüny
Verfremdung und Verantwortung 
Dimensionen des Experimentellen in der Musik

Es ist naheliegend, die Improvisation als den eigentlich experimentellen Teil der Musik zu verstehen. Gerade im Gegensatz zur Komposition scheint Improvisation die Verkörperung des Offenen und der Inbegriff des Experiments zu sein. Mit ihr verbinden sich Hoffnungen wie die des Ausbruchs aus eingefahrenen Bahnen, aus verkrusteten, beengenden Strukturen in eine ungeahnte, nicht abzusehende Freiheit – eine „einlösbare Utopie".

Daß die frei improvisierenden Musiker den Begriff des Experimentellen vielfach nicht sonderlich schätzen, hängt wohl mit zweierlei zusammen: zum einen mit der Assoziation des nicht ganz Ernstzunehmenden, die ihm anhaftet, zum anderen mit seiner Verbindung mit dem des Neuen.

Fälle einer Musik, in der die Improvisation sozusagen für das zuständig ist, was die Komposition ihr übrigläßt, lassen sich in der westlichen Musik in großer Zahl finden. Ein Beispiel sind die Kadenzen, die dem Solisten einen eigenen, klar umgrenzten Gestaltungsraum bieten, in dem er seine Virtuosität unter Beweis stellen kann; ein weiteres die wechselnden Solopartien im klassischen Jazz. Freiheit ist in beiden Fällen in mehrfacher Hinsicht eingeschränkt: zuerst einmal durch die zeitlichen Grenzen, innerhalb derer die Improvisation stattfinden kann, und dann durch das weiterlaufende harmonische Gerüst des jeweiligen Stückes, innerhalb dessen sich der Soloist halten muß. Zusätzlich dazu ist das Material, mit dem er arbeiten kann, in der Regel auf ein Repertoire an klassischen Wendungen eingeschränkt, die er mehr oder weniger originell variieren und kombinieren kann – Verteidiger der Improvisation sprechen von „patterns“, Kritiker von „Klischees“. Im Zentrum steht hier denn auch weniger die Offenheit des Experimentellen als vielmehr die Zurschaustellung von Virtuosität und Originalität und, im Jazz, die Authentizität des Ausdrucks. pdf


05.02.2013

Die Kunst der Geräusche


  Luigi Russolo
»Intonarumori«

Der futuristische Maler Russolo baut nach «langen und ausdauernden Forschungen im Labor» die Intonarumori genannten mechanischen Apparate zur Erzeugung eines breiten Spektrums modulierter, rhythmischer Geräusche. Sie ähneln Maschinenklängen, die sie aber nicht imitativ reproduzieren, vielmehr soll das Geräusch als «abstraktes Material», von seinen maschinellen Ursprüngen befreit, nun vom Mensch beherrschbar sein, wie Russolo in seinem umfangreichen Manifest zur Geräuschkunst schreibt. Russolo schreibt selbst Stücke für die Intonarumori und entwickelt dazu eine neue, grafische Form der Partitur. Das erste Konzert für 18 Intonarumori, die in acht verschieden Klangtypen aufgeteilt sind, endet 1914 in Mailand mit ein grossen Skandal. Ebenfalls 1914 finden in London 12 Konzerte ein positiveres Echo. Nach dem 1 Weltkrieg werden dann auch Konzerte für Intonarumori zusammen mit einem klassischen Symphonie Orchester aufgeführt.  medienkunstnetz.de

04.02.2013

Entsolidarisierung


Kathrin Hartmann - Der Neoliberalismus ist uns als Chance, als Gelegenheit für mehr Eigenverantwortung verkauft worden, stellt aber in Wahrheit eine Kampfansage dar: Die Menschen wurden zu Konkurrenten gemacht und in den Wettbewerb geschickt. In diesem Wettbewerb gibt es Gewinner und Verlierer. Und da gibt es glasklar ökonomische Verlierer, die neuen Armen und Langzeitarbeitslosen.

Die Oberschicht wiederum leidet an Status-Panik. Auch unter den Reichen gibt es nämlich einen Wettbewerb um die Zugehörigkeit zu ihrem exklusiven Club. Also selbst unter denen, die materiell ausgesorgt haben, ist es keineswegs so, dass sie glücklich sind. Dazwischen gibt es die Mittelschicht, die zunehmend vom Abstieg bedroht ist und aus diesem Grund immer ängstlicher wird. Doch anstatt sich mit den Krisenopfern zu solidarisieren, tritt die Mittelschicht nach unten und orientiert sich nach oben. Dies aus der völlig irrigen Annahme, dass sie eher zur Elite gehört, von denen sie sehr viel mehr Geld und Besitz trennt als von der Unterschicht.

Je kleiner die gesellschaftlichen Unterschiede, umso größer das Bedürfnis, sich nach unten abzugrenzen. Das ist natürlich fatal, denn damit unterstützt die Mittelschicht alle politische Entscheidungen, die ihr selbst schaden. Tatsächlich ist durch diesen Wettbewerb eine Entsolidarisierung entstanden, die durch die ganze Gesellschaft geht.





Die zunehmende Rücknahme der zivilisatorischen Elemente in der ausgereiften bürgerlichen Gesellschaft schildert Kathrin Hartmann in ihrem Buch Wir müssen leider draussen bleiben.


Quelle: "Die Reichen sind die wahren Sozialschmarotzer"
Reinhard Jellen 02.05.2012, Gespräch mit Kathrin Hartmann

03.02.2013

nmz - Meldungen aus dem Netz


Neues von gestern – Kurzmeldungen aus den sozialen Netzen
oder
Wen interessiert schon der Blick über den Tellerrand?

"Heute erscheinen die Meldungen aus dem Netz vorerst zum letzten Mal. Wir sind nicht ganz sicher, ob die Leser diesen „Service“ wirklich goutieren. Bedanken wollen wir uns in jedem Fall bei all den aktiven Menschen und Institutionen, die wir hier zitieren konnten, den Trüffelschweinen in den Netzen."
Das teilte die "neue musikzeitung" bereits am 31.01.2013 mit.

So kommentierte die "neue musikzeitung" hier noch am 18.01.2013 das (vorläufige) Aus der Space Night auf BR-Alpha wie folgt:
"(nmz) - Durch das Netz schwappt eine Welle der Empörung. Dabei geht es nur um das Nachtprogramm des Bayerischen Rundfunks. Die „Space Night“ kann nicht ohne Musik leben. Mit Musik will sie nicht, weil die Lizenzen dafür zu hoch sein sollen. Zwei Fragen: 1. Ist der Rundfunk so arm? - 2. Seit wann ist das Interesse am Nachtprogramm des Bayerischen Fernsehens so groß? Ablenkung schafft vielleicht die Interpretation eines Pink-Floyd-Klassikers im Stil eines Klavierstücks von Franz Liszt. Aber auch nur vielleicht …"

Aber was soll die "neue musikzeitung" auch sonst schreiben, wo doch die Liebe zur GEMA so bedingungslos und so grenzenlos ist.


01.02.2013

Musik als Ware


Ein riesiger Industriezweig bedient die Bedürfnisse fast aller Menschen nach Musik. Musikverlage, die Massenmedien, Orchester und Theater vermitteln zwischen dem Erzeuger und den Konsumenten und unterliegen dabei den Regeln des Marktes. Der Erzeuger von Musik befindet sich in diesem den Regeln des Marktes unterworfenem Prozess in einem Spannungsfeld zwischen dem was er ausdrücken will und den Hörerfahrungen, Hörerwartungen und Hörgewohnheiten der Hörer. Das Konsumverhalten der Hörer entscheidet schließlich, ob seine Musik gebraucht wird. Doch ist wirkungslose Musik in dem Sinne, dass sie kaum jemand hört, bedeutungslos? Verliert die Musik nun an Bedeutung, wenn sie von vielen gehört wird oder gewinnt sie oder spielt dies alles keine Rolle?



Text entnommen aus: Peter Holtz - Was ist Musik? Subjektive Theorien Musikschaffender Künstler.

Experimentelle Literatur


lichtung

manche meinen 
lechts und rinks 
kann man nicht velwechsern 
werch ein illtum!


(Ernst Jandl)

Google, Facebook & Co.


Wir modernen Menschen neigen dazu, uns dem digitalen Kollektiv zu fügen und uns kleiner zu machen als wir sind. Die Sehnsucht nach Kontakten und Anerkennung verleitet uns dazu, uns unter Wert zu verkaufen.

Wie sehr sich die Internet-Kultur seit der Jahrtausendwende verändert hat, wird einem bewusst, wenn man in die 90er Jahre zurückblickt. In dieser Frühphase des Netzes verwendeten die Menschen viel Zeit und Mühe darauf, ihre persönliche, ganz individuelle Homepage zu gestalten und sich kreativ in Szene zu setzen. Stolze Selbstdarstellung war angesagt! Diese Phase der bunten Vielfalt ist mittlerweile einer eintönigen Uniformiertheit gewichen. Ob bei Facebook, studiVZ oder Xing, überall wird der Internet-Nutzer zu einem Multiple-Choice-Wesen degradiert. Standardisierte Persönlichkeitsprofile haben die ursprüngliche Vielfalt des persönlichen Ausdrucks ersetzt…Tat-sächlich zeigt sich hier ein merkwürdiges Paradox. Während wir jegliche Art von Bevormundung seitens des Staates und der Kirche energisch ablehen, lassen wir uns von Google, Facebook & Co. bereitwillig durchleuchten, manipulieren und in Schablonen pressen.  akademische-blaetter.de

1989 gilt als die Geburtsstunde des Internets. Mehr als zwanzig Jahre später wirft Jaron Lanier, einer der Internet-Pioniere, einen kritischen Blick auf die Entwicklung der Netzkultur seit der Jahrtausendwende - und macht sich damit nicht nur Freunde in der Cybergemeinde.


Auf zu neuen Taten




Doch zuvor ein kurzer Rückblick auf den Januar 2013

internet-law
Die Sendereihe “Space Night” des Bayerischen Rundfunks, die für viele Nachschwärmer Kultstatus hat, wurde am 07.01.2013 zum letzten mal ausgestrahlt.
Das Blog Research Institue hat beim Bayerischen Rundfunk nach dem Grund für das plötzliche Ende von Space Night gefragt und die Auskunft erhalten, dass die erhöhten Produktionskosten, die auf die Tarifreform der GEMA zurückzuführen seien, zu der Entscheidung geführt hätten, die Sendereihe einzustellen.

spiegel online
Aus für "Space Night": Die Sendung des Bayerischen Rundfunks, die zuletzt auf dem digitalen Spartenkanal BR-alpha lief, verschwindet ganz aus dem Programm. Grund für die Einstellung ist laut Zuschauerservice die Umstellung der Gema-Tarife fürs Fernsehen. Das Blog The Research Institute veröffentlichte die Antwort.

de-bug
Keine Frage, die Space Night des Bayrischen Rundfunks hat eine lange Tradition. Seit 1994 schickte sie das All in den Äther und war für ganze Generationen übernächtigter Raver ein letzter Anker. Vor 11 Tagen wurde das sanft esoterische Elektronikdudel-Fernsehen mit Planetennostalgie eingestampft. Und das Research Institute hat jetzt über eine Auskunft des BR herausgefunden wieso.

kraftfuttermischwerk
…Jetzt aber sehe ich, dass die GEMA eben doch tiefer in mein Leben eingreift, als mir lieb ist. Der Bayrische Rundfunk nämlich stellt unser aller Lieblingsverpeilungssendung “Space Night” ein. Wegen der GEMA. Die letzte Austrahlung fand am 07.01.2013 statt, The Research Institute hat mal beim BR nachgefragt, warum denn jetzt Ende im Gelände sei und bekam folgende Antwort…

flaschenpost.piratenpartei
Am 7. Januar 2013 stellte der BR die, inzwischen auf dem Schwestersender BR-alpha laufende, Sendung überraschend ein. Wie das Blog „The Research Institute“ auf Anfrage erfuhr, sei ein Grund für die überraschende Einstellung die durch die GEMA Tarifreform erhöhten Kosten. Der Bayrische Rundfunk spricht von einem „niedrigen, siebenstelligen Betrag“ allein für die Musikrechte. Die GEMA selbst zeigte sich Spiegel-Online gegenüber verwundert. GEMA-Sprecher Franco Walther unterstellte dem BR, die Gebühren als Vorwand zu nehmen, stünden doch durch den neuen Rundfunkbeitrag erhöhte Einnahmen zur Verfügung.

10000flies
Als offenbar erstes Medium überhaupt hat das kleine, bis dahin nie in der breiteren Öffentlichkeit bekannt gewordene Blog “The Research Institute” diese Nachricht erfahren und verbreitet… In die Mainstream-Medien geriet der Fall damit aber noch nicht, dafür war am Morgen des 18. Januar das deutlich bekanntere Blog “Internet-Law” verantwortlich, das die Meldung des “Research Institutes” in einem knappen Eintrag aufgriff und weiter verbreitete…Der Bayerische Rundfunk teilte übrigens noch am 18. Januar mit, “an einem neuen Konzept” für die “Space Night” zu arbeiten. Die von einem kleinen Blog ausgelöste Medienwelle hat also offenbar etwas erreicht.